Herausforderung für die Betriebe: Mehr als jeder fünfte Auszubildende zeigt riskantes Gesundheitsverhalten
Auszubildende weisen zum Teil erhebliche Defizite bei Gesundheitszustand und Gesundheitsverhalten auf. Dies zeigt die erste repräsentative Befragung zur Gesundheit von Auszubildenden im Fehlzeiten-Report 2015 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Ein Drittel der Auszubildenden berichtet über häufig auftretende körperliche und psychische Beschwerden. Gesundheitsgefährdendes Verhalten wie wenig Bewegung, schlechte Ernährung, wenig Schlaf, Suchtmittelkonsum oder übermäßige Nutzung der digitalen Medien ist bei jedem fünften Auszubildenden zu beobachten. Bei beinahe jedem zehnten Befragten treten gesundheitliche Beschwerden und gesundheitsgefährdendes Verhalten gleichzeitig auf. „Es braucht gesundheitsförderliche Maßnahmen, die auf die speziellen Bedürfnisse der Auszubildenden abgestimmt sind“, sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO und Mitherausgeber. „Betriebliche Gesundheitsförderung für diese Zielgruppe stellt auch einen Wettbewerbsfaktor für die Unternehmen dar. Mittelfristig werden in vielen Branchen und Regionen gesunde Auszubildende händeringend gebraucht.“ Der Fehlzeiten-Report macht deutlich, wie wichtig zielgruppenspezifische Präventionsangebote sind, die auf die jeweiligen Bedürfnisse eingehen.
Zahlreiche körperliche und psychische Gesundheitsbeschwerden
Wie bei jüngeren Beschäftigten zu erwarten ist, schätzen vier von fünf Auszubildenden (83,6 Prozent) ihren allgemeinen Gesundheitszustand selbst als gut oder sehr gut ein. Zugleich berichten mehr als die Hälfte der Auszubildenden (56,5 Prozent) über häufige körperliche Beschwerden und 46,1 Prozent auch über psychische Beschwerden. So klagt jeder vierte Auszubildende über häufige Kopfschmerzen (25,7 Prozent), mehr als jeder fünfte leidet häufig an Rückenschmerzen (21,1 Prozent) und Verspannungen (22,1 Prozent). Bei häufig auftretenden psychischen Beschwerden wurden vor allem Müdigkeit/Mattig-keit/Erschöpfung (36,0 Prozent), Lustlosigkeit/Ausgebranntsein (15,1 Prozent), Reizbarkeit (10,7 Prozent) und Schlafstörungen (10,0 Prozent) genannt.
Problematisches Gesundheitsverhalten
Da das Gesundheitsverhalten einen maßgeblichen Einfluss auf den aktuellen und auch zukünftigen Gesundheitszustand hat, ist es wichtig zu wissen, ob sich Auszubildende ausreichend bewegen, gesund ernähren oder ausreichend schlafen. Wie bei jüngeren Menschen zu erwarten, zeigen sich hier teilweise Defizite in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Schlaf sowie im Umgang mit Suchtmitteln und digitalen Medien.
Ein Viertel der Auszubildenden ist kaum sportlich aktiv (26,1 Prozent). 27 Prozent der Befragten nehmen kein regelmäßiges Frühstück zu sich, und 15,8 Prozent verzichten auf ein tägliches Mittagessen. Zu den gesundheitsproblematischen Essgewohnheiten zählt darüber hinaus ein hoher Konsum an Fast-Food und zuckerhaltigen Lebensmitteln: Mehrfach pro Woche konsumieren 17,0 Prozent Fast-Food und 57,4 Prozent Süßigkeiten. Weibliche Auszubildende essen häufiger Süßigkeiten, während Männer zu einem höheren Anteil Fast-Food-Produkte zu sich nehmen.
Problematisch erscheint, dass mehr als ein Drittel der männlichen Auszubildenden und jede vierte weibliche Auszubildende werktags mit weniger als sieben Stunden Schlaf pro Nacht die Arbeit antreten – obwohl sie in ihrer Lebensphase eigentlich mehr Schlaf benötigen. Dies empfindet ein Teil der Auszubildenden selbst als zu wenig: Mehr als 12 Prozent fühlen sich wochentags in Arbeit und Schule „fast nie“ oder „niemals“ ausgeruht und leistungsfähig. Darüber hinaus raucht mehr als jeder dritte Auszubildende und fast jeder Fünfte zeigt einen riskanten Alkoholkonsum.
Nahezu jeder zehnte Auszubildende pflegt einen risikobehafteten Gesundheitsstil
Werden Auszubildende hinsichtlich ihrer gesundheitsbezogenen Lebensweise und ihrer individuellen Gesundheitsbeschwerden in entsprechenden Gesundheitsstilgruppen kategorisiert, zeigt sich: Mehr als die Hälfte der Auszubildenden (54,3 Prozent) lebt gesundheitsbewusst und hat kaum körperliche und psychische Gesundheitsbeschwerden. Sie bilden die größte Gruppe der Auszubildenden.
Dagegen erreicht das Gesundheitsverhalten bei mehr als jedem fünften Auszubildenden (21,9 Prozent) einen überdurchschnittlichen Gefährdungswert. Kriterien für diesen Typ sind beispielsweise, weniger als einmal im Monat einer sportlichen Betätigung nachzugehen oder mindestens einmal die Woche übermäßigen Alkohol zu trinken. Mehr als die Hälfte dieser Auszubildenden hat trotz dieser hohen gesundheitlichen Gefährdung nur wenige Gesundheitsbeschwerden (12,6 Prozent aller Auszubildenden). Bei den Auszubildenden mit „risikobehafteten“ Gesundheitsstil (9,3 Prozent) trifft ein ungesunder Lebensstil bereits mit körperlichen und psychischen Beschwerden zusammen.
Quelle: AOK Bundesverband