Krisenzeit – Jetzt sind Führungsqualität und Resilienz gefragt

Nachdem sich bereits eine abschwächende weltweite Konjunktur abgezeichnet hatte, wird die Weltwirtschaft nun auch noch mit voller Wucht durch die Corona-Epidemie getroffen. Abstürzende Aktienkurse und staatlich angeordnete Einschränkungen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens lassen eine anstehende Wirtschaftskrise erwarten. „Jetzt in solchen kritischen Zeiten zeigt sich, ob Unternehmenserfolg nachhaltig ist. Führungsqualitäten und Resilienz sind gefordert,“ so Olaf Eisele, wissenschaftlicher Experte des ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e.V. „Ein krisenstabiles Unternehmen zeichnet sich durch resiliente Organisationsstrukturen aus und fördert kontinuierliches organisationales Lernen.

„Für Unternehmen kann die Krise Auftragsrückgänge, Liquiditätsprobleme, Kurzarbeit und in letzter Konsequenz ggf. auch notwendige Anpassung von Kosten- und Personalstrukturen bedeuten, um die Existenz des Unternehmens zu sichern bzw. es über die Krise zu retten“ so Eisele.

Standfest in der Krise: gute Führung und resiliente Organisationsstrukturen

In Krisenzeiten zeigt sich aus Erfahrung immer wieder die hohe Bedeutung von guter Führung und resilienten Organisationsstrukturen mit effizienten Krisen- und Notfallplänen sowie klaren und eindeutigen Zielen, Regeln, Verantwortlichkeiten, Informationen, Kommunikation und Koordination von Aktivitäten. Dies gilt für Unternehmen wie auch Staaten.

Für Unternehmen lautet das Gebot der Stunde: „Business Continuity Management“, das heißt den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Die Verantwortung hierfür liegt bei den Führungskräften, was deren große Bedeutung für den Erfolg und die Existenzsicherung von Unternehmen unterstreicht. Führungskräfte tragen gerade in der Krise, eine enorme Verantwortung für ihre Mitarbeiter und müssen trotz schwieriger Entscheidungen sehr viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit Mitarbeitern haben. Viele Mitarbeiter sind nicht nur verunsichert, sondern haben auch Ängste, zum Beispiel vor Ansteckung oder Arbeitsplatzverlust.

Krisenkompetenzen

Damit Führungskräfte in Krisenzeiten professionell handeln können, benötigen sie Krisenkompetenzen. Für eine praktische Krisenkompetenz sind insbesondere Fachkompetenz (Wissen und Können auf breiter Basis), Sozialkompetenz (Umgang mit Mitarbeitern) und Persönlichkeitskompetenz (eigener Umgang mit Krise) erforderlich. Wichtige Führungsqualitäten in der Krise sind:

  • Positives Denken und Zuversicht,
  • Bewahren von Ruhe (nach innen und außen),
  • Empathie (emotionale, soziale und mentale Fähigkeiten),
  • Mut und Entschlossenheit zu Entscheidungen,
  • Kommunikationsfähigkeit,
  • Vertrauen auf eigene Stärken (Fachwissen und Praxiserfahrung).

Das eigene Verhalten im Blick

Aktuell ist es vor allem für Führungskräfte wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich nicht von Emotionen leiten zu lassen. Persönliches Fehlverhalten könnte die Krise auf betrieblicher Ebene weiter anheizen. Selbstreflektion kann helfen, sich möglicher negativer Reaktionsmuster bewusst zu werden. Wie reagiere ich? Resigniert, mutlos, unsicher oder aggressiv, provokativ? Gerade in Krisen kommen häufig negative Reaktionsmuster zum Vorschein. Diese normalen menschlichen Muster sollten angenommen und nicht verdrängt oder ausgeblendet werden. Wichtig ist es, diesen Verhaltensmustern nicht zum Opfer zu fallen, sondern sie zu erkennen und Gegenmaßnahmen (z. B. enger Austausch und Zusammenschluss mit Anderen) zu ergreifen.

Lernen durch die Krise

Um resilient mit einer Krise umzugehen, sollte man diese weder auf die leichte Schulter nehmen noch sich ausschließlich auf mögliche Risiken und negative Auswirkungen fixieren. Man sollte auch die Chancen erkennen. Zum Beispiel besteht die Möglichkeit für Führungskräfte, Unternehmen und Mitarbeiter aus Krisen zu lernen. Krisen sind nicht zu vermeiden und werden immer wieder in unterschiedlicher Ausprägung auf die Unternehmen treffen. Ziel für Führungskräfte und Unternehmen ist deshalb aus jeder Krise zu lernen, um der nächsten Krise noch stärker und resilienter zu begegnen.

Eine Fehlerkultur ist wichtig: Krisenkompetenz wird durch Lernen und Üben aufgebaut

Krisenkompetenz lässt sich letztendlich nur durch Lernen und Üben aufbauen. Insofern ist die aktuelle Krise eine Herausforderung aber auch ein Lern- und Übungsprozess für Staat und Unternehmen, aus dem möglichst viele Erkenntnisse gezogen werden sollten. Hierzu ist auch eine Auswertung nach der Krise notwendig. Erfahrungsgemäß gibt es dabei Widerstände aus Angst vor unbequemen Erkenntnissen, der Reflektion und Diskussion von Fehlverhalten oder vor Prestige- und Statusverlust. Verantwortungsbewusste Führungskräfte sind selbstkritisch und sich der Tatsache bewusst, dass ohne das Eingestehen von Fehlern kein Lernen und Verbessern möglich ist. Hier ist auch die Unternehmenskultur entscheidend. Wie wird im Unternehmen bisher mit Fehlern umgegangen?! Eine offene Krisennachbereitung ist die wirkungsvollste Vorbereitung für die nächste Krise und Aufbau von Resilienz und Krisenstabilität von Unternehmen und Führungskräften

„Die aktuelle Krise zeigt erneut, dass Unternehmen der Führung in Krisen mehr Stellenwert beimessen müssen. Im Mittelpunkt von Krisen stehen immer die Menschen. Deshalb geht es in Krisen nicht nur um Führungsprozesse und Führungsmethoden, sondern auch um Führung mit einer Vision, Zielen und Werten“, so Eisele.

Aufgabe von Führungskräften ist es deshalb auch, auf gemeinsame Ziele, Werte und Interessen, Motivation, Engagement und zwischenmenschliche Beziehungen zu achten. Diese Punkte geben Orientierung, Sicherheit und Halt in Krisen und bilden damit einen wesentlichen Beitrag betrieblicher Krisenstabilität. Unterstützend ist eine kontinuierliche Fortbildung (Kompetenzentwicklung) wichtig.

Praktische Tipps zum Thema Resilienz gibt es vom ifaa:
https://www.arbeitswissenschaft.net/Broschuere_Resilienzkompass

https://www.arbeitswissenschaft.net/Checkliste_Resilienz