50 Milliarden Euro Entlastungen

(cs) Die neue schwarz-rote Koalition hat ihren Koalitionsvertrag vorgestellt – mit zahlreichen Versprechungen für Entlastungen in Milliardenhöhe. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) summieren sich die Maßnahmen auf über 50 Milliarden Euro pro Jahr bis zum Ende der Legislaturperiode. Doch der große wirtschaftspolitische Wurf bleibt aus, kritisieren Experten.

„Eine Wirtschaftswende“ hatte CDU-Chef Friedrich Merz noch im Wahlkampf angekündigt. Jetzt muss er sich an den konkreten Zahlen und Maßnahmen messen lassen. Denn die Liste an versprochenen Entlastungen ist lang – ebenso die Liste der Fragezeichen.

Besonders drei Maßnahmen sollen laut IW große Impulse setzen:

Degressive Abschreibungen für Investitionen
Unternehmen sollen in den Jahren 2026 bis 2028 von einer 30-prozentigen degressiven Abschreibung profitieren können – eine Maßnahme, die laut IW rund sieben Milliarden Euro jährlich entlastet. Diese Regelung soll Investitionen früher und in größerem Umfang auslösen. Doch der Haken liegt im Detail: In den Folgejahren zahlen Unternehmen über höhere Steuerlasten faktisch wieder drauf. Eine strukturelle Entlastung ist das nicht.

Schrittweise Senkung der Körperschaftsteuer
Ab dem Jahr 2028 soll die Körperschaftsteuer in fünf Jahresschritten jeweils um einen Prozentpunkt gesenkt werden. Das würde im ersten Jahr rund vier Milliarden Euro Entlastung bringen. Doch ein international wettbewerbsfähiges Niveau würde Deutschland laut IW erst 2032 erreichen. „Ein guter Schritt – aber viel zu spät“, kommentieren Ökonomen.

Strompreis-Entlastungen für Industrie
Die Kombination aus einer abgesenkten Stromsteuer, gedeckelten Netzentgelten und einem subventionierten Industriestrompreis soll der energieintensiven Industrie spürbar helfen. Elf Milliarden Euro werden hier veranschlagt – finanziert aus der CO₂-Abgabe. „Das ist ein wichtiges Signal an die Industrie“, sagt ein IW-Sprecher, „aber es kommt spät – und bleibt abhängig von politischen Prioritäten.“

Auch bei der Einkommensteuer gibt es moderate Entlastungen. Zwar wurde die große Reform vertagt, doch kleinere Anpassungen – höhere Freibeträge für Rentner, Alleinerziehende und Ehrenamtler sowie steuerfreie Überstunden – summieren sich laut IW immerhin auf rund sieben Milliarden Euro jährlich. Ob das reicht, um neue wirtschaftliche Dynamik auszulösen, bleibt fraglich.

Kritik an Prioritäten: Mütterrente statt Soli-Abbau

Zu den umstrittenen Maßnahmen zählt vor allem der Verzicht auf die Abschaffung des Solidaritätszuschlags. Der Soli sei „längst zu einer verkappten Unternehmenssteuer mutiert“, kommentiert das IW. Stattdessen investiert die Koalition vier Milliarden Euro in die Mütterrente – und ebenfalls vier Milliarden in die Beibehaltung der abgesenkten Mehrwertsteuer für die Gastronomie. Dazu kommen Ausgaben für Frühstart-Rente, höheres Elterngeld, das Deutschlandticket, das BAföG und diverse Subventionen. In Summe: zwölf Milliarden Euro.

„Diese Vielzahl kleiner Maßnahmen ergibt ein Sammelsurium von Einzelinteressen, aber kein konsistentes wirtschaftspolitisches Konzept“, heißt es aus Unternehmerkreisen. Arndt G. Kirchhoff, Präsident von unternehmer nrw, äußert sich kritisch: „Viele der Maßnahmen gehen in die richtige Richtung – aber an entscheidenden Stellen fehlt der Mut zum echten Strukturwandel.“ Kirchhoff fordert: „Was wir brauchen, ist eine Politik, die entschlossen Wettbewerbsfähigkeit stärkt – nicht kleinteilige Symbolpolitik betreibt.“

Finanzierung bleibt offen

Ob die 50 Milliarden Euro Entlastung tatsächlich kommen, bleibt allerdings offen. Denn der gesamte Koalitionsvertrag steht unter Finanzierungsvorbehalt. Die Umsetzung vieler Maßnahmen hängt von der Haushaltslage und politischem Willen ab.

„Es ist gut, dass Bewegung in die Debatte kommt“, so ein Unternehmer aus Düsseldorf. „Aber wir brauchen mehr als Bewegung – wir brauchen Verlässlichkeit und Geschwindigkeit.“

„Ein Startschuss für einen neuen Aufbruch“ – Arndt G. Kirchhoff zum Koalitionsvertrag von Union und SPD

Arndt Kirchhoff, Präsident von Unternehmer NRW

(cs) Die Erwartungen der nordrhein-westfälischen Wirtschaft an die neue Bundesregierung sind hoch. Arndt G. Kirchhoff, Präsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen e. V. (unternehmer nrw), begrüßt in einer Stellungnahme an unsere Redaktion die zügige Regierungsbildung nach der Bundestagswahl: „Es ist eine sehr gute Nachricht, dass Deutschland jetzt schnell eine handlungsfähige Bundesregierung bekommt“, so Kirchhoff. Er hoffe, dass dies auch ein „Startschuss für einen neuen Aufbruch in unserem Land“ sei.

Der Koalitionsvertrag von Union und SPD enthalte zahlreiche wichtige Impulse zur Erneuerung Deutschlands, betone Kirchhoff – auch wenn er in zentralen Bereichen noch Defizite sehe. Nun komme es darauf an, „dass Union und SPD die großen strukturellen Probleme beherzt angehen“.

Energiepolitik mit Rückenwind für die Industrie

In der Energiepolitik sieht der Präsident von unternehmer nrw deutliche Fortschritte. Besonders begrüßt er die geplante Senkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß, die Deckelung der Netzentgelte, einen Industriestrompreis für energieintensive Unternehmen sowie die Abschaffung der Gasspeicherumlage. „Die richtigen Weichen für unseren Wirtschafts- und Industriestandort werden endlich gestellt“, lobt Kirchhoff. Nun müsse die Umsetzung aber rasch erfolgen – die Unternehmen hätten zu lange auf diese Entlastungen gewartet.

Bürokratieabbau: gute Ansätze, hohe Erwartungen

Großes Potenzial erkennt Kirchhoff auch beim Bürokratieabbau. Die angekündigte Abschaffung des nationalen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes sei ein bedeutender Schritt. Auch das geplante nationale Sofortprogramm für Bürokratieabbau, das Ziel eines 25-prozentigen Abbaus der Bürokratiekosten für die Wirtschaft sowie jährliche Rückbaugesetze seien wichtige Vorhaben. „Die künftigen Regierungsparteien werden wir daran messen, dass der Bürokratieabbau in der Breite der Wirtschaft endlich spürbar wird“, betont Kirchhoff. In der Vergangenheit sei hier zu viel versprochen und zu wenig umgesetzt worden.

Mehr Leistungsgerechtigkeit beim Bürgergeld

Positiv bewertet Kirchhoff die geplante Umgestaltung des Bürgergeldes zu einer Grundsicherung mit stärkerem Fokus auf Mitwirkungspflichten und Vermittlungsvorrang. Dies könne dazu beitragen, „wieder für mehr Fairness und Leistungsgerechtigkeit zu sorgen“, erklärt der Arbeitgeberpräsident.

Steuerpolitik: gute Ansätze, zu wenig Mut

In der Steuerpolitik erkennt Kirchhoff zwar richtige Ansätze, etwa bei der geplanten Investitionsförderung über Sonderabschreibungen. Insgesamt sei der Kurs jedoch zu wenig ambitioniert. Besonders kritisiert er das Ausbleiben einer umfassenden Unternehmenssteuerreform sowie die zögerliche Senkung der Körperschaftssteuer. Auch die Abschaffung des Solidaritätszuschlags sei versäumt worden – „eine verpasste Chance, ein starkes Signal an die Unternehmen zu senden“.

Sozialversicherung: Reformen bleiben aus

Besorgt äußert sich Kirchhoff über die Pläne zur Sozialversicherung. Die Richtung stimme nicht: Statt struktureller Reformen seien weitere Leistungsausweitungen geplant. „Gerade angesichts des demografischen Wandels ist das nicht zukunftsfähig“, mahnt er. Wichtige Ziele wie eine Senkung der Lohnzusatzkosten unter 40 Prozent fehlten völlig.

Arbeitsrecht: Licht und Schatten

Im Arbeitsrecht begrüßt Kirchhoff die geplante Flexibilisierung der Arbeitszeit durch die Umstellung auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit. Gleichzeitig warnt er vor Eingriffen in die Tarifautonomie und kritisiert das angekündigte Tariftreuegesetz als „bürokratische Symbolpolitik“. Auch bei den starren Ruhezeitregelungen hätte er sich mehr Mut zur Veränderung gewünscht.

Kernaufgabe Wettbewerbsfähigkeit

Unterm Strich sieht Kirchhoff noch viel Arbeit für die neue Regierung. „Mehr denn je bleibt Kernaufgabe die breite und tiefgreifende Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschafts- und Industriestandorts Deutschland.“ Investitionen und Arbeitsplätze müssten gezielt gestärkt, Reformen mutig angegangen werden. Die geopolitischen Herausforderungen verlangten jetzt entschlossenes Handeln.

Trotz aller Kritik zeigt sich Kirchhoff zuversichtlich: „Ich bin überzeugt, dass Deutschland mit dieser Regierung wieder ein Motor für ein starkes Europa sein kann.“ Entscheidend sei, dass die Koalition die richtigen Ziele nun zügig in die Tat umsetze – „es liegt in unser aller Interesse, dass sie Erfolg hat.“

IST-Hochschule bietet kostenfreies Webinar zum Thema Atmung und Stressbewältigung

(cs) Weniger Stress, mehr Energie, erholsamer Schlaf: Die Antwort auf viele körperliche und mentale Herausforderungen liegt oft in etwas so Alltäglichem wie dem Atem. Wie sich Wohlbefinden und Lebensqualität durch bewusstes Atmen nachhaltig verbessern lassen, zeigt das kostenfreie Webinar der IST-Hochschule für Management, Partner und Mitglied unserer Organisation, am Dienstag, den 29. April 2025 um 18:00 Uhr. Kostenfreie Anmeldungen hier!

Referent ist Christian Mörsch (Foto), Leiter der Stress-Management-School Wuppertal und erfahrener Dozent für Schlaf-, Resilienz- und Mentaltraining. In seinem Vortrag gibt er praxisnahe Einblicke in die Kraft des Atems – und zeigt, wie einfach umsetzbare Atemtechniken den Alltag positiv verändern können.

Themen des Webinars:

  • Bewusst atmen: Die Aufmerksamkeit auf den Atem lenken

  • Stress regulieren: Verlängerte Ausatmung zur Beruhigung des Nervensystems

  • Konzentration steigern: Mit gezielter Atmung fokussierter arbeiten

  • Immunsystem stärken: Atemübungen für mehr Widerstandskraft

  • Besser schlafen: Mit Bauchatmung in die Ruhe finden

  • Atembooster Natur: Wie frische Luft und Bewegung die Wirkung verstärken

Teilnehmende erhalten nicht nur wissenschaftlich fundierte Hintergründe zur Wirkung von Atemtechniken auf Körper und Psyche, sondern auch praktische Übungen wie Bauchatmung, Breath Walking, Power Breathing, Wechselatmung und verlängerte Ausatmung. Ergänzt wird das Angebot durch Tipps zur einfachen Integration in den Alltag.

Die Teilnahme ist kostenfrei – eine ideale Gelegenheit für alle, die sich bewusst etwas Gutes tun möchten.

Die IST-Hochschule ist Partner und Mitglied der Unternehmerschaft Düsseldorf.

Auszeichnung für den Inhaber der Vodafone-Stiftungsprofessur: Pioneer Award für Mobilfunk-Vordenker Professor Gerhard Fettweis

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften verlieh gestern erstmals den Pioneer Award an Deutschlands Mobilfunk-Visionär Gerhard Fettweis (Mitte). Auch dabei der Düsseldorfer CDU-Chef Thomas Jarzombek (links). Foto: VODAFONE

(cs) Ein wichtiger Moment für die deutsche Wissenschafts- und Innovationslandschaft: Die Bayerische Akademie der Wissenschaften hat erstmals den mit 300.000 Euro dotierten Pioneer Award verliehen – und würdigt damit den Telekommunikations-Vordenker Prof. Dr. Gerhard Fettweis. Der Inhaber der Vodafone-Stiftungsprofessur für Mobile Nachrichtensysteme an der Technischen Universität Dresden wurde gestern in München für seine außergewöhnlichen Verdienste geehrt. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zählte zu den Gratulanten.

Seit 1994 leitet Prof. Fettweis die Stiftungsprofessur und gilt als einer der prägendsten Köpfe im Bereich der Kommunikationstechnologien. Gemeinsam mit seinem Team hat er die Entwicklung von Mobilfunkgenerationen wie 5G und 6G entscheidend mitgestaltet. Seine Forschung vereint wissenschaftliche Exzellenz mit anwendungsnaher Innovationskraft – und wirkt dabei weit über die Telekommunikationsbranche hinaus.

Ob autonomes Fahren, Echtzeitsteuerung in der Industrie oder vernetzte Drohnentechnologien: Die von Fettweis und seinem Team entwickelten Technologien sind Treiber der digitalen Transformation und stärken Deutschlands Rolle als Innovationsstandort. Gleichzeitig eröffnen sie neue Potenziale für Bildung, Nachhaltigkeit und eine ressourcenschonende Wirtschaft.

Mit der Verleihung des Pioneer Awards setzt die Bayerische Akademie der Wissenschaften ein starkes Zeichen für den Stellenwert technologischer Vordenker. Und ehrt einen Wissenschaftler, der seit über drei Jahrzehnten neue Wege in der digitalen Welt bahnt – für eine vernetzte, leistungsfähige und zukunftssichere Gesellschaft.

Einschätzung der IW-Wissenschaft zum neuen Koalitionsvertrag

Professor Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft.

Hüther (IW): Jetzt ist pragmatisches Handeln gefragt

Zu den Ergebnissen des Koalitionsvertrages äußert sich IW-Direktor Michael Hüther: „Ein Koalitionsvertrag mit echten Fortschritten – und Baustellen. Auf der Habenseite findet sich mehr Gutes als man sich vor Wochen erhoffen konnte. Eine schwieriger Wahlabend, eine Wirtschaft, die tief in der Krise steckt und ein immer erratischer agierender US-Präsident: Angesichts der schwierigen Ausgangslage ist es bemerkenswert, wie sich Union und SPD erst aus dem Finanzschlamassel befreit haben und nun ein durchaus vorzeigbares Ergebnis vorgelegt haben. Für die Unternehmen wohnt dem Koalitionsvertrag manch Hoffnung inne: Die Superabschreibung ist ein wirksames Mittel, um Investitionen zu hebeln. Die Unternehmensteuerlast soll in fünf Schritten ab dem Jahr 2028 gesenkt werden. Mehr Tempo wäre wünschenswert, aber schon der geplante Kurs ist ein Schritt in die richtige Richtung. Unverständlich bleibt hingegen, warum der Soli weiterhin bestehen bleibt. Er ist mittlerweile zu einer verkappten Unternehmensteuer geworden, die Mittelverwendung ist völlig unklar.  Das angekündigte Strompreispaket signalisiert in Zeiten handelspolitischer Verwerfungen eine nötige Entlastung. Gleiches gilt für die Idee, schnellere Arbeitsgenehmigungen zu erteilen – beides ist wichtig, um die immensen Infrastrukturvorhaben der kommenden Jahre zu stemmen. Bei der Bürokratie stimmt zumindest die Rhetorik – eine Staatsmodernisierung hat bisher noch jede Koalition versprochen. Entscheidend wird die Umsetzung: Dass das Lieferkettengesetz entfallen soll, zeigt, dass Union und SPD es dieses Mal ernst meinen könnten. In vielen Punkten bleiben Friedrich Merz und seine Koalitionäre aber Antworten schuldig. In puncto Rente etwa klingt vieles nach einem „Weiter so“, ein fatales Signal an die junge Generation – als gäbe es die demografische Krise nicht. Außerdem sind an vielen Stellen die doch harten Konfliktlinien von Union und SPD herauszulesen, etwa beim sehr kurzen und schwammigen Kapitel zur Einkommensteuer. Wie gut die Regierung in den ersten Wochen bis Monaten abschneidet, wird sich am pragmatischen Handeln in einem höchst unsicheren globalen Umfeld erweisen müssen.” (Quelle: IW)

Einschätzung der IW-Wissenschaft zum neuen Koalitionsvertrag

Wissenschaftler vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) haben sich die wirtschaftlichen Aspekte des Vertrags im Detail angeschaut und analysiert. Berücksichtigt man die aktuellen Bedingungen, ist das Ergebnis das Maximum des derzeit Machbaren, so die Wissenschaftler. Klar ist: Die Große Koalition will anpacken – mit dem Ziel, die schwächelnde Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen und die Migrationspolitik zu verschärfen. Hier gelangen Sie zur vollständigen Analyse.
Quellen: Institut der Deutschen Wirtschaft

Erste Stellungnahmen der Wirtschaft zum Koalitionsvertrag

Dulger (BDA): Tempo aufnehmen, Reformpläne sofort angehen

Arbeitgeberpräsident Dr. Rainer Dulger erklärt zum Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD: „Wir begrüßen ausdrücklich, dass sich Union und SPD schnell auf einen Koalitionsvertrag geeinigt haben. Deutschland ist wieder auf dem Platz. Diese Geschwindigkeit brauchen wir auch im Regierungshandeln. Deutschland muss schneller, besser und wettbewerbsfähiger werden. Die Herausforderungen sind groß – wirtschaftlich und geopolitisch. Wir haben jetzt die Grundlage für eine handlungsfähige Regierung. Jetzt muss sie auch handeln: Alle Ansätze für Reformen müssen zügig angegangen werden. Die Arbeit an der Wirtschaftswende duldet keinen Aufschub. Wir brauchen eine Standortrenovierung mit Tempo. Die Arbeitgeber begrüßen die Investitionen in die Verteidigungsfähigkeit unseres Landes. Die neuen geopolitischen Herausforderungen erfordern ein robustes Auftreten. Richtig ist auch, dass Energiepreise und Steuern für die Unternehmen gesenkt, ein Investitions-Booster in Form einer degressiven Abschreibung eingeführt und die Bürokratie massiv abgebaut werden sollen. Dass das Lieferkettengesetz abgeschafft werden soll, ist eine großartige Nachricht. Das sind richtige Schritte zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und zur Sicherung der Beschäftigung in Deutschland. Erhebliche Sorgen bereitet uns, dass diese Koalition keine Strukturreformen in den Sozialversicherungssystemen anpackt. Die Folge wird sein, dass die Sozialbeiträge weiter steigen. Damit werden die Beschäftigten in den kommenden Jahren weniger Netto vom Brutto in der Brieftasche haben. Steigende Beiträge sind eine Strafsteuer auf Arbeit. Sich zur Mindestlohnkommission zu bekennen und im gleichen Atemzug Vorgaben für den Mindestlohn zu benennen, ist doppelzüngig: Jede politische Einmischung ist ein Angriff auf die Tarifautonomie und richtet sich gegen die vom Grundgesetz geschützte Sozialpartnerschaft. Der Koalition muss klar sein, dass man eine Legislaturperiode nicht in einen Vertrag pressen kann. Allein in den wenigen Wochen der Verhandlungen hat sich die Welt derart verändert, dass völlig neue Herausforderungen auf dem Tisch liegen. Wir erwarten daher Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Der Koalitionsvertrag muss neu verhandelt werden, wenn sich die Umstände ändern.“ (Quelle: BDA)

Gönner (BDI): Ansätze für Strukturreformen vorhanden, Umsetzung jetzt entscheidend

Tanja Gönner, BDI-Hauptgeschäftsführerin: „Mit dem zügigen Abschluss der Verhandlungen sind Union und SPD dem Ernst der Lage und den Erwartungen der Wirtschaft gerecht geworden. Deutschland braucht jetzt schnell eine handlungsfähige Regierung. Ansätze für dringend notwendige, entschlossene Strukturreformen sind in dem Koalitionsvertrag vorhanden, eine rasche Umsetzung ist nun entscheidend. Alles, was Wachstum stärkt, gehört auf der Prioritätenliste für diese Legislatur ganz nach vorne. Die neue Koalition muss für eine Wirtschaftswende stehen. Der Koalitionsvertrag setzt wichtige Signale für Investitionen und Wachstum am Standort: mit Impulsen für Innovation, einem kräftigen Anstieg der Infrastrukturinvestitionen, einer spürbaren Entlastung bei den Energiekosten und einer angemessenen Fortführung wesentlicher Programme zur Transformation der Wirtschaft. Die steuerliche Entlastung der Unternehmen kommt allerdings deutlich später als notwendig wäre. Die kurzfristige, konkrete Entlastung von Industrie, Gewerbe und privaten Haushalten von zu hohen Energiekosten ist wichtig und richtig. Was bislang fehlt, ist ein Gesamtkonzept aus notwendigen strukturellen und mutigen Maßnahmen, die langfristig für international wettbewerbsfähige Energiepreise sorgen. Hier muss die Regierung in der Umsetzung zeigen, dass sie es mit mehr Effizienz und damit niedrigeren Kosten in der Energiewende ernst meint. Dass auch negative Emissionen und außereuropäische CO2-Minderungsanstrengungen für die Klimaziele angerechnet werden sollen, ist ein starkes Signal für eine flexiblere und international anschlussfähigere EU-Klimapolitik. Steuerpolitisch bleibt die Koalition hinter dem Notwendigen zurück. Die verbesserten Abschreibungen in Ausrüstungsinvestitionen und die angekündigte schrittweise Senkung der Körperschaftssteuer sind zwar positiv, aber weder im Umfang noch vom Zeitplan geeignet, schnelle und umfassende Impulse auszulösen. Hier muss jeder Spielraum künftig genutzt werden, um Unternehmen zusätzlich zu entlasten, damit die Steuerbelastung schnell international wettbewerbsfähig wird.“ (Quelle: BDI)

Brodtmann (VDMA): Neue Regierung muss das Standort-Upgrade zügig angehen

VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann: „Die künftigen Regierungsparteien haben erfreulich wenig Zeit gebraucht, um einen Koalitionsvertrag zu verhandeln. Jetzt müssen die Vorhaben, die zu einem echten Standort-Upgrade führen, schnell umgesetzt werden. Die geopolitischen Ereignisse erhöhen den Handlungsdruck. Der Koalitionsvertrag enthält einige gute Ideen zum Abbau von unnötiger Bürokratie. Dazu zählt die vorgesehene Abschaffung des deutschen Lieferkettengesetzes und das Versprechen, es durch eine bürokratiearme Alternative zu ersetzen, die die Europäische Lieferkettenrichtlinie umsetzt.  Auch die Maßgabe, die Bürokratiekosten für die Wirtschaft um 25 Prozent zu senken, ist geboten. Wichtig für den industriellen Mittelstand ist die geplante beschleunigte Abschreibung für Ausrüstungsinvestitionen. Die von der Wirtschaft dringend geforderte Unternehmenssteuerentlastung soll dagegen erst ab 2028 in kleinen Schritten stattfinden. Das ist gerade vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise in Deutschland spät und zu langsam. Die Einführung der wöchentlichen Höchstarbeitszeit entlastet Unternehmen und bietet Beschäftigten mehr Flexibilität. Gleichzeitig kommen jedoch mit der Pflicht zur elektronischen Arbeitszeiterfassung und der Bundestariftreue neue Belastungen vor allem auf kleine und mittlere Unternehmen zu. Bei den Sozialversicherungen hätten wir uns mehr Mut und Ehrlichkeit gewünscht. Strukturreformen und Ausgabenpriorisierung wären notwendig, stattdessen sollen Wahlgeschenke wie Mütterrente und Sicherung des Rentenniveaus umgesetzt werden.“ (Quelle: VDMA)

Mang (VhU): Stärkerer Fokus auf Wettbewerbsfähigkeit nötig

Die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) sieht die Notwendigkeit, im tatsächlichen Regierungshandeln noch mehr Wert auf Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum zu legen, als es der heute vorgestellte Koalitionsvertrag hergibt. VhU-Präsident Wolf Matthias Mang sagte: „Deutschland und seine freiheitliche Demokratie stehen erheblich unter Druck, sei es durch die militärische Bedrohung aus Russland, durch die Verwerfungen im Welthandel oder durch das Erstarken der politischen Ränder. Es ist gut, dass Unionsparteien und SPD sich ihrer staatspolitischen Verantwortung stellen und hoffentlich so schnell wie möglich eine stabile Bundesregierung bilden werden. Die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen kann Deutschland nur aus einer Position der wirtschaftlichen Stärke erfolgreich bewältigen. Deshalb muss die neue Bundesregierung alles tun, was den Standort Deutschland und die Wirtschaft im internationalen Wettbewerb stärkt. Der heute vorgelegte Koalitionsvertrag bietet dafür Ansätze, bleibt aber bei wesentlichen Weichenstellungen deutlich hinter den Notwendigkeiten zurück.“ Wolf Mang lobte die geplante Verbesserung der Infrastruktur, die Digitalisierungsoffensive und die großen Anstrengungen zur Wiederherstellung unserer Verteidigungsfähigkeit. Auch bei der Finanzierungsarchitektur der Verkehrsinfrastruktur sowie der Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren sieht der Unternehmer wichtige Fortschritte. Beim Abbau von Berichtspflichten und der Bürokratie insgesamt sieht der VhU-Präsident positive Ansätze. In der Energiepolitik seien zwar einige gute Maßnahmen adressiert, etwa die Senkung der Stromnetzentgelte oder die Abschaffung der Gasspeicherumlage. Jedoch würden die bestehenden teuren Widersprüche der planwirtschaftlichen Energiewende noch nicht aufgelöst. Die von der VhU eingeforderten deutlichen Richtungswechsel in der Finanz-, Steuer-, Arbeits- und Sozialpolitik kann VhU-Präsident Wolf Mang im Koalitionsvertrag nicht erkennen: „Die neuen Schulden verringern den Reformdruck nicht, sondern erhöhen ihn dramatisch. Deutschland ist auf einen soliden und nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung angewiesen, um handlungs- und verteidigungsfähig zu bleiben. Ein wettbewerbsfähiger Unternehmenssteuersatz von 25 Prozent wäre ein wichtiges Investitionssignal gewesen. Die angekündigten Senkungen kommen zu spät und haben nur eine beschränkte Wirkung. Auch in der Arbeits- und Sozialpolitik bleibt die große Frage unbeantwortet, wie angesichts des demographischen Wandels die Beitragssätze dauerhaft auf ein wettbewerbsfähiges Maß von unter 40 Prozent gesenkt werden können. Im Gegenteil: Mit der Ausweitung der Mütterrente und der Beibehaltung der abschlagsfreien Frühverrentung wird weiter Öl ins Feuer gegossen. Arbeit darf nicht immer teurer werden und die Politik darf der jungen Generation nicht immer mehr Schulden hinterlassen. Hier stimmt die Richtung leider nicht. Es fehlen ausgabensenkende Strukturreformen.“ Abschließend mahnte Mang an, das künftige Regierungshandeln an der geopolitischen Realität auszurichten: „Was in einem Koalitionsvertrag steht, ist das eine. Entscheidend ist aber, dass man bei der Umsetzung auf sich verändernde Rahmenbedingungen eingeht. Der russische Überfall auf die Ukraine ist so ein Fall. Der aktuell eskalierende Handelskonflikt mit den USA ebenfalls. Deshalb ist es in den kommenden Jahren umso wichtiger, den vollen Fokus des Regierungshandelns auf wirtschaftliche Stärke, Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum zu legen, damit wir Beschäftigung, Wohlstand und Krisenresilienz in Deutschland erhalten und ausbauen können.“ (Quelle: VhU)

Moschko (UVB): Union und SPD setzen Impulse bei Investitionen und Digitalisierung – aber noch keine echte Wende in der Wirtschaftspolitik

UVB-Präsident Stefan Moschko erklärt: „Eine echte Wende in der Wirtschaftspolitik können wir in diesem Koalitionsvertrag noch nicht erkennen. Union und SPD unternehmen zwar Schritte in die richtige Richtung. Um die Unternehmen in der Hauptstadtregion wieder nach vorne zu bringen, hätte die Koalition aber mehr wagen müssen. Positiv ist, dass Deutschland wieder eine handlungsfähige Regierung bekommt. Angesichts der wachsenden Gefahren in der Geopolitik und der schweren Turbulenzen im Welthandel müssen die Rahmenbedingungen für die Unternehmen in Berlin und Brandenburg schnellstens besser werden. An Investitionsmitteln mangelt es dieser Koalition wahrlich nicht. Die neue Regierung muss dafür sorgen, dass das Geld ausschließlich in sinnvolle und wachstumsfördernde Maßnahmen fließt. In Berlin und Brandenburg ist der Bedarf in der Verkehrs-Infrastruktur, in der Bildung und in der Digitalisierung am größten. Hier brauchen wir auch ein größeres Tempo; Planen und Bauen sind zu kompliziert. Ein eigenes Digitalministerium einzurichten, ist ein richtiger und überfälliger Schritt. Damit kann das Land den Rückstand bei der Digitalisierung in vielen Bereichen aufholen. Zudem eröffnen sich gerade für Berlin mit seiner starken Digitalwirtschaft und dem dynamischen Start-up-Sektor mit dem neuen Ministerium zusätzliche Chancen. Beim Bürokratieabbau brauchen wir einen großen Schritt, das ist für unsere Unternehmen das wichtigste Anliegen. Darum begrüßen wir die Abschaffung des Lieferkettengesetzes. Das darf aber nur der Auftakt zu einem umfassenden Abbau von Regulierungen sein. Hier ist es wichtig, das Thema strukturell anzugehen und das Entstehen neuer Gesetze und Verordnungen wirksam zu bremsen. Ein Bundestariftreuegesetz bringt uns in diesem Zusammenhang nicht weiter. Eingriffe und Vorschriften des Bundes beim Mindestlohn lehnen wir ab. Die Mindestlohnkommission muss autonom entscheiden. In der Steuerpolitik sind die geplanten Abschreibungen für zusätzliche Investitionen hilfreich. Doch die geplanten Entlastungen von Union und SPD gehen nicht weit genug. Die Steuersenkungen sind zwar besser als nichts, doch im weltweiten Steuerwettbewerb wäre mehr nötig gewesen. Enttäuschend sind die Vereinbarungen rund um das Thema Sozialversicherungen. Das Ziel, die Beiträge wieder unter die 40-Prozent-Marke zu drücken, fehlt im Vertrag. Somit bleibt der Faktor Arbeit in Deutschland teuer. Dies ist eine Hürde für den Aufbau neuer Beschäftigung, gerade bei den in Berlin und Brandenburg so wichtigen Start-ups und Mittelständlern. Beim Thema Fachkräfte ist es wichtig, dass die Begrenzung der Zuwanderung nicht qualifizierte Menschen aus dem Ausland abschreckt, die wir dringend benötigen. Die Hauptstadtregion muss attraktiv für den Zuzug bleiben. Die geplante Work&Stay-Agentur des Bundes zur Fachkräfte-Einwanderung kann einen guten Beitrag dazu leisten. Die geplante Senkung der Energiepreise geht in die richtige Richtung. Hier brauchen wir schnell wirksame Maßnahmen, um vor allem die Industrie wieder nach vorne zu bringen.“ (Quelle: UVB)

Barta (UBW): Koalitionsvertrag mit Licht und Schatten

Oliver Barta, Hauptgeschäftsführer der Unternehmer Baden-Württemberg (UBW): „Die Vereinbarungen der voraussichtlichen Koalitionspartner enthalten sowohl Licht als auch Schatten. Positiv bewerten wir die vorgesehenen Maßnahmen zur signifikanten Senkung der Strompreise, von der Betriebe und Bürger gleichermaßen profitieren werden. Wir begrüßen auch, dass das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ausgesetzt und der deutsche Sonderweg beendet wird, bis die mittlerweile verschobene EU-Lieferkettenrichtlinie umgesetzt werden soll. Die Ziele zur Eindämmung und zum Abbau der überbordenden Bürokratie sind ambitioniert. Nun gilt es, dies mit Leben zu füllen und mit einem verbindlichen Fahrplan wirksam umzusetzen. Die Schaffung eines Ministeriums für Digitalisierung und Staatsmodernisierung kann dabei eine Chance sein, wenn dort Zuständigkeiten und Kompetenzen gebündelt werden. Auch die vorgesehene Reform des Bürgergelds halten wir für richtig, ebenso die Abschaffung einer täglichen Höchstarbeitszeit im Arbeitszeitgesetz. Der Investitions-Booster mit Abschreibungsmöglichkeiten auf Ausrüstungsinvestitionen von 30 Prozent sowie die geplante Reform der Unternehmenssteuern gehen zwar in die richtige Richtung. Allerdings kommt die vorgesehene Senkung der Körperschaftssteuer 2028 zu spät. Angesichts der enormen aktuellen Herausforderungen wie z.B. die US-Zollpolitik brauchen die Unternehmen Entlastungen jetzt – und nicht erst in drei Jahren. Zudem lässt der Koalitionsvertrag zu wenig Ambition erkennen, in den öffentlichen Haushalten zu sparen und den weiteren Anstieg der Sozialausgaben zu stoppen. Stattdessen werden sogar zusätzliche Sozialleistungen und Garantien die Beitragskassen und Steuerzahler noch stärker belasten. Grundlegende Reformen, die eine nachhaltige und generationengerechte Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme wiederherstellen, finden sich im Koalitionsvertrag hingegen nicht.“ (Quelle: UBW)

Brossardt (vbw): Koalitionsvertrag setzt Wachstumsimpulse

Zum Koalitionsvertrag erklärt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.: „Wir freuen uns, dass jetzt der Weg frei ist für eine handlungsfähige und stabile Bundesregierung, die wir angesichts der großen innen- und außenpolitischen Herausforderungen dringend benötigen. Der Koalitionsvertrag von Union und SPD enthält ein Bündel an Maßnahmen zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts und setzt Wachstumsimpulse: Gut, wichtig und richtig sind die Vorhaben zur Senkung der Energiekosten. Insbesondere die Verständigung auf einen Industriestrompreis ist ein sehr wichtiges Signal für den Standort. Ebenfalls positiv zu bewerten ist das Bekenntnis zum Erhalt der einheitlichen Strompreiszone und zur zügigen Schaffung der notwendigen zusätzlichen Kraftwerkskapazitäten. Gut, wichtig und richtig ist, dass es keine Steuererhöhungen geben wird, sondern stattdessen Investitionsanreize. So begrüßen wir insbesondere die Sonderabschreibungen für Investitionen von 2025 bis 2028 als Einstieg in eine Unternehmenssteuerreform – auch wenn wir diese gerne früher als 2028 gesehen hätten. Gut, wichtig und richtig ist der klare Fokus auf Technologie, der auch mit der Schaffung eines eigenen Ministeriums untermauert wird. Gut, wichtig und richtig sind zudem die ambitionierten Vorhaben zur umfassenden Modernisierung, Beschleunigung, Entschlackung und Digitalisierung der Verwaltung und ihrer Verfahren sowie zum Bürokratieabbau. Wir begrüßen hier insbesondere die Abschaffung des nationalen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes. Kontraproduktiv ist allerdings die Schaffung eines Tariftreuegesetz, das zusätzliche bürokratische Belastungen bedeutet. Gut, wichtig und richtig ist zudem das Bekenntnis zur Automobilindustrie und die klar erkennbaren Willen zum Erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Gut, wichtig und richtig ist, dass die tägliche Höchstarbeitszeit durch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit ersetzt wird. Das schafft zusätzliche Flexibilität. Gut, wichtig und richtig ist zudem, dass das Bürgergeld zu einer neuen Grundsicherung für Arbeitssuchende umgestaltet wird und insbesondere etwa der Vermittlungsvorrang beim Bürgergeld wieder eingeführt wird. Positiv ist auch, dass das gesamte steuerfinanzierte Transfersystem einer grundlegenden Reform unterzogen werden soll. Im Hinblick auf die Sozialversicherungssysteme sind leider kaum Maßnahmen zur Stabilisierung der Sozialversicherungsbeiträge vereinbart worden. Wir hoffen, dass die eingesetzten Kommissionen zu spürbar kostensenkenden Ergebnissen kommen. Eine Chance auf Wachstum und zur inneren Befriedung unserer Gesellschaft sind die Mittel aus dem Sondervermögen für Infrastruktur sowie die richtige Entscheidung, deutlich mehr in Verteidigung zu investieren. Der Koalitionsvertrag legt richtigerweise die Basis dafür, dass diese zusätzlichen Gelder jetzt auch effizient verausgabt werden.” (Quelle: vbw)
Quelle: Gesamtmetall

Toller Erfolg für das Düsseldorfer Chemie-Unternehmen Air Liquide: Air Liquide vertreibt als erster Anbieter RFNBO-zertifizierten erneuerbaren Wasserstoff in Deutschland

(cs) Air Liquide schreibt erneut Wasserstoff-Geschichte: Als erstes Unternehmen in Deutschland vertreibt das Düsseldorfer Chemie-Unternehmen ab sofort RFNBO-zertifizierten, erneuerbaren Wasserstoff. Die Produktion erfolgt im unternehmenseigenen 20-Megawatt-Elektrolyseur „Trailblazer“ in Oberhausen – der ersten Anlage bundesweit, die die offizielle RFNBO-Zertifizierung erhalten hat.

Damit wird der dort erzeugte grüne Wasserstoff nicht nur als erneuerbarer Kraftstoff im Sinne der EU-Regularien anerkannt, sondern ermöglicht es Air Liquide-Kunden, insbesondere aus den Bereichen Mobilität, Raffinerie und Chemieindustrie, diesen für ihre gesetzlich vorgeschriebenen THG-Reduktionsziele anzurechnen.

Die Zertifizierung nach dem ISCC-EU-Zertifizierungsschema erfolgte am 2. April 2025. Sie basiert auf strengen europäischen Vorgaben für sogenannte Renewable Fuels of Non-Biological Origin (RFNBO). Mit der Anerkennung durch das Umweltbundesamt Anfang 2025 können diese erneuerbaren Kraftstoffe nun auch offiziell in Deutschland eingesetzt und auf die THG-Quote angerechnet werden – ein wichtiger Schritt für Unternehmen, die ihre Klimabilanz nachhaltig verbessern wollen.

Der Trailblazer-Elektrolyseur, inmitten des Rhein-Ruhr-Gebiets gelegen, wurde 2024 in Betrieb genommen. Bereits Ende 2024 hatte die EU drei Zertifizierungssysteme für RFNBO offiziell anerkannt – darunter auch das nun für Air Liquide angewendete System ISCC EU. Mit Unterstützung des unabhängigen Prüfinstituts DEKRA Certification GmbH konnte Air Liquide die vollständige Zertifizierung entlang der Lieferkette abschließen – vom Strombezug über die Produktion bis hin zur Abgabe an Wasserstofftankstellen.

Ein Meilenstein für die Energiewende

„Air Liquide geht weiterhin neue Wege in der erneuerbaren Wasserstoffwirtschaft“, so Gilles Le Van, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Air Liquide Deutschland GmbH. „Das Erreichen der RFNBO-Zertifizierung für unsere Trailblazer-Großanlage in Oberhausen ist ein wichtiger Meilenstein. Diese Zertifizierung ermöglicht es uns, unsere Kunden bei der Erreichung ihrer Dekarbonisierungsziele und der Einhaltung der aktuellen Gesetzgebung effektiv zu unterstützen. Wir sind stolz darauf, ihnen die notwendigen THG-Quoten und einen echten Mehrwert bieten zu können. Mein aufrichtiger Dank gilt unseren engagierten Air Liquide-Teams, dem Umweltbundesamt für die beständige Zusammenarbeit und DEKRA für die professionelle und effiziente Unterstützung bei der Erreichung dieses Ziels. Es bestätigt unseren Grundsatz, dass wir gemeinsam tatsächlich stärker sind.“

Mit der RFNBO-Zertifizierung beweist Air Liquide erneut seine Vorreiterrolle in der industriellen Wasserstoffproduktion – und leistet einen wesentlichen Beitrag zur klimafreundlichen Transformation von Industrie und Mobilität.

Rolf Tups ist neuer Vorsitzender des Flughafen-Aufsichtsrates

(ud) Der Aufsichtsrat der Flughafen Düsseldorf GmbH (FDG) hat Rolf Tups Anfang April in seiner 353. Sitzung zum Vorsitzenden gewählt. Die Amtszeit von Rolf Tups, der bereits 2021 und 2022 Aufsichtsratsvorsitzender der FDG war, hat mit Beendigung der Gesellschafterversammlung am 02. April begonnen. Tups folgte damit auf das langjährige Aufsichtsratsmitglied Dr. Rolf Pohlig, der den Vorsitz turnusgemäß seit April 2023 sowie zuvor bereits in den Jahren 2019 und 2020 inne hatte – und der dem Gremium als Stellvertretender Vorsitzender weiterhin erhalten bleibt. Der Vorsitz des Aufsichtsrates wechselt wiederkehrend zwischen der Landeshauptstadt Düsseldorf und dem privaten Anteilseigner. Die Stadt Düsseldorf hält 50 Prozent der Anteile an der Flughafen Düsseldorf GmbH. Die andere Hälfte ist im Besitz des Gesellschafterkonsortiums Airport Partners GmbH. Die Vorsitzfunktion und die des Stellvertretenden Vorsitzenden laufen jeweils bis zur Beendigung der Gesellschafterversammlung, in der über die Ergebnisverwendung des Jahresabschlusses des vorhergehenden Geschäftsjahres beschlossen wird.

Podcast „Düsseldorfer Wirtschaft“, Karriere trotz Krise: Wann ein Jobwechsel sinnvoll ist – und wann nicht

Sprechen diesmal über Recruitung-Themen (von links): Matthias Wiesmann (Geschäftsführer „personalisten“) und Christoph Sochart. Fotos: personalisten/ Frank Wiedemeier

(ud) Die Wirtschaft schwankt, Unternehmen konsolidieren – und trotzdem wechseln viele Menschen gerade jetzt ihren Job. Aber ist das wirklich eine gute Idee? Oder sollte man lieber abwarten?

In der neuen Folge der „Düsseldorfer Wirtschaft“ spricht Christoph Sochart mit Matthias Wiesmann, Geschäftsführer unseres diesjährigen Medienpartners „personalisten“, über den Arbeitsmarkt in unsicheren Zeiten. Gemeinsam klären sie:

✅ Warum Menschen gerade in Krisenzeiten den Arbeitgeber wechseln
✅ Welche Branchen aktuell besonders wechselwillig sind
✅ Ob jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Karriereschritt ist
✅ Wie Unternehmen trotz Unsicherheiten attraktiv für Fachkräfte bleiben
✅ Welche Fehler Arbeitnehmer beim Jobwechsel vermeiden sollten

📢 Jetzt reinhören! Produziert von Frank Wiedemeier (Streamboxstudios).

👉 Ab dem 09. April überall, wo es Podcasts gibt! Und abends gibts auf Antenne Düsseldorf eine Zusammenfassung des Gespräches ab 19.04 Uhr.

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Was verdient Deutschland? Neue Zahlen zur Einkommensverteilung und Mittelschicht

Laut IW zählt ein Single mit einem monatlichen Nettoeinkommen zwischen 1.850 Euro und 3.470 Euro zur Mittelschicht. Foto: cs

(cs) Wie viel verdienen Menschen in Deutschland eigentlich im Durchschnitt – und was sagt dieser Wert wirklich aus? Neue Daten des Statistischen Bundesamts geben Einblick in die Einkommensverteilung im Jahr 2024. Eine zweite aktuelle Studie ergänzt diese Einblicke in das Einkommensgefüge in Deutschland.

Der mittlere Bruttojahresverdienst von Vollzeitbeschäftigten lag 2024 bei 52.159 Euro – dieser sogenannte Medianwertbedeutet: Die eine Hälfte der Beschäftigten verdiente weniger als diesen Betrag, die andere Hälfte mehr.

Wer besonders gut verdient, ragt deutlich aus dieser Verteilung heraus: Das oberste Prozent der Vollzeitbeschäftigten erzielte einen Bruttojahresverdienst von 213.286 Euro oder mehr – das ist etwa das Vierfache des Medianwertes. Am unteren Ende der Skala lag das Einkommen der untersten 10 % bei 32.526 Euro oder weniger.

Der Durchschnittsverdienst, also der arithmetische Mittelwert aller Bruttogehälter inklusive Sonderzahlungen, lag 2024 bei 62.235 Euro – deutlich höher als der Median. Dieser Unterschied zeigt: Sehr hohe Gehälter weniger Personen treiben den Durchschnitt deutlich nach oben.

Ein interessantes Instrument zur Einordnung ist auch der sogenannte Perzentilwert:
Beispiel – Wer im Jahr 2024 42.000 Euro brutto im Jahr verdiente, lag damit ungefähr im unteren Drittel der Verteilung: Etwa 30 % der Beschäftigten hatten ein ebenso hohes oder niedrigeres Einkommen. Wer dagegen 66.000 Euro brutto verdiente, gehörte zu den Top 30 % der Vollzeitbeschäftigten in Deutschland.

Zuordnung der Haushaltstypen in Deutschland nach ihrem Nettoeinkommen im Jahr 2022 in Euro

Wie arm, wie reich sind wir? Eine wissenschaftlich fundierte Einordnung

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln hat untersucht, wo genau sich die sogenannte „Mittelschicht“ verorten lässt. Grundlage ist das Haushaltsnettoeinkommen, also der Betrag, der nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben übrig bleibt – inklusive Mietvorteilen und bedarfsgewichteter Umrechnung auf alle Haushaltsmitglieder.

Wer gehört zur Mittelschicht?

Laut IW zählt zur eng gefassten Mittelschicht,

  • ein Single mit einem monatlichen Nettoeinkommen zwischen 1.850 Euro und 3.470 Euro,

  • eine vierköpfige Familie mit 3.880 Euro bis 7.280 Euro.

Rund 48 % der Bevölkerung gehörten 2022 zu dieser Mittelschicht. Die Einkommensgrenzen hängen stark von der Haushaltsgröße ab, denn das Leben zu zweit oder mit Kindern ist günstiger als allein – das wird durch sogenannte Bedarfsgewichtungen berücksichtigt.

Wer gilt als reich?

Zur Gruppe der relativ Einkommensreichen zählen Personen mit mehr als 250 % des Median-Einkommens.

  • Für Alleinstehende beginnt Reichtum laut IW ab 5.780 Euro netto im Monat,

  • für Familien mit zwei Kindern ab 12.140 Euro monatlich.

Doch interessant: Nur 4 % der Bevölkerung gehören tatsächlich zu dieser Oberschicht. Viele schätzen den Anteil deutlich höher ein – laut Befragungen liegt der gefühlte Anteil bei 25 %. Studienautorin Judith Niehues bringt es auf den Punkt:

„Reich sind in der eigenen Wahrnehmung zumeist die anderen.“

So viel Prozent der Menschen in Deutschland gehörten im Jahr 2022 dieser Einkommensschicht an

Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft