Thomas Buschmann gestern in Düsseldorf: Wir dürfen uns nicht verleiten lassen, durch die zahllosen Krisen und Rettungseinsätze den Blick für die Zukunft aus dem Auge zu verlieren
Der Bankenverband NRW lud gestern (28.09.) zum Parlamentarischen Abend in den Landtag ein. Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Finanzwirtschaft waren dabei – unter anderem auch dabei: NRW- Wirtschaftsministerin Mona Neubaur. Es sprachen Thomas Buschmann, der Vorsitzender des Bankenverbands NRW, sowie Jochen Metzger, Präsident der Hauptverwaltung NRW der Deutschen Bundesbank. Thomas Buschmann sagte unter anderem: „Wir dürfen uns nicht verleiten lassen, durch die zahllosen Krisen und Rettungseinsätze den Blick für die Zukunft aus dem Auge zu verlieren. Deswegen finden wir es toll, dass die neue Landesregierung einen „Zukunftsvertrag“ verabredet hat, der – davon bin ich überzeugt – dieses Land nach vorne bringen wird. Denn im Fokus steht die Transformationsfinanzierung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Das ist genau unser Thema, bei der Mitgliederversammlung eben haben wir uns darüber unterhalten, vor allem, wie wir es umsetzen können.“
Foto oben von links: Thomas Buschmann, Jochen Metzger, Landtags-Vize-Präsident Rainer Schmeltzer, BdB-Geschäftsführer Dr. Hilmar Zettler
Nachfolgend der Redetext von Thomas Buschmann:
Herzlich willkommen zum Parlamentarischen Abend des Bankverbands Nordrhein- Westfalen. Dieses Jahr an ungewohnter Stelle, aber wir fanden, dass der Beginn einer neuen Legislaturperiode ein guter Anlass ist, dass Politik und Finanzwirtschaft sich mal richtig kennenlernen. Denn wir müssen miteinander reden – über Geld natürlich. Das ist am Ende des Tages der Nukleus, um den es bei der Bewältigung der Krisen, aber auch der Gestaltung der Zukunft geht.
Meine Damen und Herren, wir befinden uns in einer so genannten Stapelkrise. Unglaublich viele Krisen stecken ineinander, übereinander, nebeneinander in einem inzwischen großen Haufen – und wenn Sie an einer Stelle ziehen, kann der ganze Stapel umfallen. Das ist sowohl für die Politik als auch die Kreditwirtschaft eine riesige, weil komplexe Herausforderung. Die können wir nur gemeinsam bewältigen.
Und – was noch viel wichtiger ist – wir dürfen uns nicht verleiten lassen, durch die zahllosen Krisen und Rettungseinsätze den Blick für die Zukunft aus dem Auge zu verlieren. Deswegen finden wir es toll, dass die neue Landesregierung einen „Zukunftsvertrag“ verabredet hat, der – davon bin ich überzeugt – dieses Land nach vorne bringen wird. Denn im Fokus steht die Transformationsfinanzierung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Das ist genau unser Thema, bei der Mitgliederversammlung eben haben wir uns darüber unterhalten, vor allem, wie wir es umsetzen können.
Die positive Botschaft, die ich aus dem Kreis der privaten Banken in NRW für Sie, Regierung und Parlament – mitbringe, ist die Zusage, dass wir unseren Beitrag dazu leisten und Sie nach besten Kräften unterstützen werden. Wir haben von der EU mit der Taxonomie ein Mandat erhalten, diese Transformation zu forcieren, vor allem bei der Finanzierung. 70 Mrd. Euro stehen an Investitionen allein in NRW jährlich für die nächsten 10 Jahre auf der Agenda, hat das IW Köln ausgerechnet.
Aber in der Digitalisierung und Nachhaltigkeit – vor allem, wenn wir sie gemeinsam denken – stecken die Chancen, dieser Stapelkrise Herr zu werden. Vor allem, wenn wir auch die Transformation gemeinsam im Schulterschluss angehen. Aber das müssen wir jetzt auch. Kein „wir werden“, „wir müssten“, „wir sollten“ bringt uns voran, sondern schnelles, beschleunigtes Handeln. Da denke ich an Planungs- und Genehmigungsverfahren, da denke ich an Rahmenbedingungen und Regulierung, an die Beständigkeit und Verlässlichkeit politischer Entscheidungen, an Simplifizierung von bürokratischem Aufwand, an „wir machen“ und „wir tun“. Ja, das gilt auch für uns Banken, wir haben da auch noch einiges zu tun, damit wir unseren Kunden optimal zur Seite stehen können.
Aber wir sind dran. Wir entwickeln unsere Rating- und Prüfprozesse weiter, wir implementieren ein neues Denken für innovative Finanz- und Förderprodukte. Mit der Fin.Connect.NRW haben wir eine Plattform, auf der Informationen besser verteilt und Finanzierungen besser gematcht werden können. Vielen Dank, Frau Neubaur, dass Sie sich unserer Initiative weiter annehmen und sie forcieren wollen. Die Fin.Connect.NRW kann auch der Treiber sein, die Awareness bei den Unternehmern zu erhöhen und sie zu Investitionen zu motivieren. Vielleicht – weil es auch ein komplexes Thema ist – sollten wir mal über ein Kompetenzzentrum Sustainable Finance nachdenken. Und wir sollten uns mal über Risiken bei der Nachhaltigkeitsfinanzierung austauschen, über Möglichkeiten der Risikoabsicherung, die vielleicht mehr Investoren und auch StartUps nach NRW zieht.
Meine Damen und Herren, es gibt genügend Gesprächsstoff, den wir gleich noch vertiefen werden. Eine Bitte hätte ich noch: Wir müssen mehr Selbstbewusstsein in diesem Land schaffen. NRW ist ein Wirtschaftsstandort, der Strukturwandel kann, der global wie kein anderer vernetzt ist, der richtig stark aufgestellt ist. NRW kann die Transformation schaffen, besser und schneller. Davon bin ich überzeugt.
Vielen Dank.
Thomas Buschmann im Gespräch mit NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur