Rheinmetalls Hermelin rollt an – Niederlande bestellen erste 20 Fahrzeuge für Ukraine
(cs) Ein neuer Hoffnungsträger für die ukrainischen Streitkräfte kommt aus den Niederlanden – genauer gesagt aus Ede. Rheinmetall Defence Nederland B.V., eine Tochter des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall, hat seinen ersten bedeutenden Auftrag für die neu entwickelte Fahrzeugfamilie Ermine (dt. „Hermelin“) erhalten.
Am Rande des NATO-Industriegipfels in Den Haag unterzeichnete der niederländische Verteidigungsminister Ruben Brekelmans am 24. Juni 2025 einen Vertrag über die Lieferung von 20 bemannten und unbemannten Fahrzeugen an die Ukraine. Ziel: die Rettung von Verwundeten in Frontnähe und die Stärkung der operativen Mobilität der ukrainischen Armee.
„Wir sind dankbar für das Vertrauen in die Fähigkeiten von Rheinmetall“, sagte Coen van Leeuwen, CEO von Rheinmetall Defence Nederland B.V. „Ermine ist eine innovative und leistungsfähige Lösung für das moderne Schlachtfeld.“
Hybrid, modular, zukunftsfähig
Die Ermine-Familie ist mehr als nur ein Gefährt – sie ist ein mobiles Systemkonzept. Die Fahrzeuge basieren auf einer gemeinsamen Plattform mit diesel-elektrischem Hybridantrieb und kombinieren taktische Mobilität mit einer integrierten Energiequelle (Microgrid). Damit lassen sie sich nicht nur flexibel konfigurieren, sondern liefern auch Strom für externe Geräte – ein wichtiger Vorteil in unzugänglichem Gelände.
Drei Varianten kommen bislang zum Einsatz: ein unbemanntes Bodenfahrzeug (UGV), ein Side-by-Side-Buggy und ein Quad. Weitere 4×4- und 6×6-Varianten sind in Planung oder Erprobung. Die Fahrzeuge erreichen bis zu 90 km/h, tragen bis zu eine Tonne Nutzlast und schaffen über 1.000 Kilometer Reichweite. Transportiert werden können bis zu vier Fahrzeuge gleichzeitig per CH-47 oder CH-53.
Strategische Kooperation „Made in NL“
Für den Auftrag spannt Rheinmetall den Bogen weit über das eigene Werk in Ede hinaus. Gemeinsam mit den Technologieunternehmen DEMCON defense & security systems B.V. und Abiom Communication Systems (ACS) B.V. wurde eine Industriekooperation ins Leben gerufen, um Synergien zu schaffen und niederländisches Know-how zu bündeln.
„Dieses Projekt ist ein Paradebeispiel dafür, wie nationale Industriepartnerschaften wirken können – mit echtem Nutzen für zwei befreundete Armeen“, heißt es aus dem Verteidigungsministerium in Den Haag.
Signal an Moskau, Rückhalt für Kiew
Dass ausgerechnet die Niederlande als erstes Land ein Projekt dieser Größenordnung unterzeichnet, ist kein Zufall. Das Land gehört seit Beginn des russischen Angriffskriegs zu den engagiertesten Unterstützern der Ukraine – diplomatisch, finanziell und militärisch.
Der Auftrag wird auch als Signal an die NATO-Partner und an Moskau verstanden: Europa rüstet weiter auf – gemeinsam, koordiniert und technologiegetrieben.
Die Lieferung der 20 Hermelin-Fahrzeuge soll bis spätestens zum ersten Quartal 2026 abgeschlossen sein. Dann wird sich zeigen, ob der kleine, wendige „Hermelin“ tatsächlich hält, was sich Militär und Industrie von ihm versprechen: Agilität, Schutz und technologische Überlegenheit auf dem Gefechtsfeld der Zukunft.